Die Rauminstallation Astraumwurde durch die aufdringliche Eigenfarbe des Kiefernholzes und die Vielzahl von Ästen in den Fußbodendielen des Ausstellungsraumes inspiriert.
Der Holzdielenboden wurde durch einen passgenauen Belag aus Holzfaser überdeckt. Die strukturierte, rohe Hartfaser-Rückseite wurde dabei als Schauseite nach oben gekehrt, so dass die gelackte Farbigkeit des original Fußbodens herausgefiltert werden konnte. Lediglich 3552 Stellen blieben frei: jeder einzelne der 2810 vollständig, 681 halb und 51 viertel sichtbaren Äste wurde durch ein handgeschnitztes Passepartout nicht nur einzeln hervorgehoben, sondern auch in einen wahrnehmbaren Gesamtzusammenhang gebracht.
Die ursprüngliche Ordnung der einzelnen Bretter, begründet durch Abstammung und Wachstumsgesetz, wurde ebenso verdeckt wie deren handwerklich zweckmäßige Anordnung. Die von mir inszenierte, jedoch nicht komponierte Ordnung (das All-Over der Äste) wurde vom Boden auf die Fenster übertragen, um dem Raum eine größere Geschlossenheit zu verleihen. Lediglich Holzfaser und Transparentpapier, als homogene, entfernt noch mit Holz verwandte Materialien, wurden dem Raum zugefügt.
Auch der Blick aus den 3 Fenstern wurde auf das Wesentliche konzentriert. Transparentpapier diente statt einem architektonischen Neuentwurf hier der Übertragung einer vorhandenen Struktur, als Schablone zum Lochen der Holzfaser, und - hierdurch ebenfalls gelöchert- als verselbständigtes Doppel; das Werkzeug wurde somit planmäßig zu einem der Werkziele erkoren. Diese Matritzen der Fußboden-Schnitzerei wurden, geordnet nach Größe und Form, übereinandergeschichtet und so an den Fenstern installiert, dass die verbleibenden Sicht-Scharten den Ausblick auf den Baumgarten (=Bangert) beschränkten. Diese von der eigenen Familienhistorie und Geschichte des Hauses Opherdicke als Rittergut inspirierte Abschottung sollte nun ästhetisch störende Einflüsse wie z.B. den Besucherverkehr auf dem Hof, ausblenden. Das entsprechende Fenster vor Kopf wurde mit achtzehn Schichten Transparentpapier von jeglicher Ausblick-Funktion befreit.
Das gefiltert hineinlangende Tageslicht konnte keine Schatten schlagen; dem Raum wurde stattdessen zu einer sanft plastischen Erscheinungsweise verholfen. Seine Konturen wurden durch den Ein-und Ausgang verstärkt; das Streiflicht kontrastierte den Glanzlack der Astlöcher mit der stumpfen Oberfläche der Hartfaser.
Im Vorraum waren die miteinander verklebt gemeinsam aus Transparentpapier und Holzfaser geschnitzten "Astlöcher" auf einem vorhandenen Einbauschrank präsentiert – der abfallende Teil der Arbeit wurde aufgehoben.
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